Die Funktion des Avalkredits einfach erklärt
Laut Definition zählt der Avalkredit zwar zu den Krediten, doch handelt es sich bei ihm nicht um eine Form der Geldleihe, sondern um eine Kreditleihe: Die Bank, die den Avalkredit vergibt, zahlt dem Kreditnehmer kein Geld aus, sondern sie bürgt stattdessen für die Kreditwürdigkeit des Kreditnehmers.
Eine beliebte Form des Avalkredits ist zum Beispiel der Mietaval, bei dem eine Bank die Mietkaution für eine angemietete Immobilie übernimmt: Anstatt die Mietkaution auf ein Kautionskonto zu zahlen, bittet der neue Mieter (als Kreditnehmer) die Bank (als Kreditgeber) darum, gegenüber dem Vermieter (als Begünstigtem des Avalkredits) für ihn zu bürgen. Die Bank verpflichtet sich damit dazu, bis zur Höhe der vereinbarten Mietkaution für Schäden zu haften, die normalerweise aus dieser bezahlt würden.
Für die kreditgebende Bank ist ein Avalkredit nur mit eher geringen Risiken verbunden, denn sie vergibt den Aval nur an Kreditnehmer, deren Bonität sie vorher eingehend geprüft hat. Die Bank geht also davon aus, dass sie mit hoher Wahrscheinlichkeit keine tatsächliche Zahlung übernehmen muss. Daher sind auch die Kosten für einen Avalkredit meist deutlich geringer als für einen klassischen Ratenkredit oder andere Formen der Geldleihe.
Kosten und Konditionen von Avalkrediten
Anstelle von Zinsen, wie sie bei einem Geldleihe-Kredit erhoben werden, fordert der Kreditgeber für einen Bankaval eine Provision, auch Avalgebühr genannt. Deren Höhe liegt in der Regel zwischen 0,5 und 10 %
p. a. der Bürgschaftssumme, abhängig von der ermittelten Bonität des Kreditnehmers sowie der Risikoeinschätzung der Bank. Die Höhe der Provision ist im Avalkreditvertrag geregelt.
Ebenfalls vertraglich festgelegt ist die Laufzeit des Avalkredits. Unterschieden wird zwischen befristeten und unbefristeten Avalkrediten. Erstere enden mit dem Ablaufen der Frist, Letztere hingegen erst dann, wenn der Begünstigte keine Ansprüche mehr gegenüber dem Kreditnehmer geltend machen kann. Ist im Vertrag nichts anderes festgelegt, ist zudem jederzeit eine fristlose Kündigung möglich, wenn die Bank das Risiko als zu hoch einschätzt.
Dennoch gehen Banken davon aus, dass sie in den meisten Fällen nicht tatsächlich für den Avalkredit aufkommen müssen. Daher sind auch die Hürden für hohe Kreditvolumen geringer als zum Beispiel bei Ratenkrediten. Muss sie im Rahmen eines Avalkredits zahlen, ist eine Bank selbst dafür verantwortlich, sich das Geld vom Kreditnehmer zurückzuholen.
Varianten des Avalkredits
Genaue rechtsverbindliche Vorschriften dazu, wie ein Avalkredit ausgestaltet werden soll, existieren nicht. Stattdessen werden Avalkredite stets individuell zwischen Kreditgeber und Kreditnehmer vereinbart. Dennoch lassen sich verschiedene Arten von Avalkrediten unterscheiden, die besonders beliebt sind. Dazu gehören zum Beispiel:
- Anzahlungsaval
Sichert bei einem Geschäft ab, dass der Kunde für die geleistete Anzahlung die entsprechende Leistung erhält. Erfolgt die Leistung nicht oder nicht in zufriedenstellender Qualität, erhält der Kunde das angezahlte Geld zurück. - Bietungsaval
Sichert zum Beispiel bei Versteigerungen und Ausschreibungen die Zahlung einer Konventional- oder Vertragsstrafe ab, wenn der Bieter trotz Zuschlags den Vertrag nicht unterzeichnet oder die vertraglich vereinbarte Leistung nicht erbringt oder erbringen kann. - Gewährleistungsaval
Sichert die Beseitigung von Baumängeln im Rahmen der Gewährleistungspflicht ab, auch wenn der verantwortliche Bauträger zum entsprechenden Zeitpunkt nicht mehr dazu in der Lage sein sollte, der Gewährleistungspflicht nachzukommen. - Leistungsaval
Sichert bei einem Geschäft ab, dass das liefernde Unternehmen die vereinbarte Leistung erbringt. Kommt das Unternehmen dieser Verpflichtung nicht nach, wird seinem Kunden die Bürgschaftssumme ausgezahlt. - Mietaval
Sichert anstelle einer Mietkaution Kosten für Schäden o.ä. an einer vermieteten Immobilie ab. - Prozessaval
Dient dazu, bei Gerichtsprozessen die vorläufige Vollstreckung eines Urteils durchzuführen, auszusetzen oder abzuwehren. Beispiele sind Zahlungen, die der Beklagte an den Kläger leisten muss, oder Zwangsvollstreckungen. - Wechselaval
Sichert die Zahlung einer in einem Wechsel genannten Geldsumme ab. Dies verbessert die Bonität des Schuldners und führt zu einer günstigeren Verzinsung. - Zollbürgschaft
Sichert die Zahlung gestundeter Zölle ab. So wird zum Beispiel einem Importeur die Möglichkeit gegeben, seine Waren zunächst zu verkaufen und dann aus dem Verkaufserlös die Zölle für die Einfuhr der Waren zu bezahlen.
Avalkredit oder Geldleihe: Was ist besser?
Im Vergleich zu einem klassischen Ratenkredit hat die Aufnahme eines Avalkredits für den Kreditnehmer mehrere Vorteile. Zentral sind die geringeren Kosten, die sich aus der im Vergleich zu Kreditzinsen meist deutlich niedrigeren Provision ergeben. Aufgrund des von den Banken als gering eingeschätzten Ausfallrisikos werden Avalkredite zudem auch in deutlich größerer Höhe als Ratenkredite vergeben. Zu guter Letzt entfällt, wenn Sie bei Vertragsabschluss einen Avalkredit vorweisen können, meist die Bonitätsprüfung durch Ihren Vertragspartner.
Ein Avalkredit hat jedoch, ähnlich wie ein Ratenkredit, Auswirkungen auf Ihre Bonität. Insbesondere die dauerhafte Nutzung eines Bankavals kann Ihre Kreditwürdigkeit verschlechtern, so wie zum Beispiel eine hohe Zahl aufgenommener Ratenkredite. Auch beim Aval gilt daher, dass die Aufnahme des Kredits gut überlegt sein will.
Ein weiterer Nachteil von Avalkrediten ist, dass sie oft nur Personen oder Unternehmen zur Verfügung stehen, die ohnehin eine gute Kreditwürdigkeit haben und somit wahrscheinlich über ausreichend Mittel verfügen, um das Geld im Bedarfsfall an die Bank zurückzuzahlen. Bankavale eignen sich also eher dafür, Liquidität zu erhalten und das eingesparte Geld stattdessen gewinnbringend einzusetzen. Gut geeignet sind Avale daher zum Beispiel für kleine und mittelständische Betriebe im verarbeitenden Gewerbe oder im Baugewerbe, für Maschinenbauer, Im- und Exporteure und ähnliche Unternehmen.